Das Kastell von Gerulata (Rusovce-Bratislava) war das erste römische Militärlager auf der Strecke von Carnuntum nach Ad Flexum (Mosonmagyaróvár, Ungarn). Ende des 19. Jhs. führte Ágost Sőtér die ersten archäologischen Ausgrabungen auf dem Gebiet durch. Die Steinmauern des Kastells wurden in den 1960er Jahren entdeckt. Bei der Abtragung des Hügels hinter der Kirche St. Maria Magdalena, dessen Erde für den Bau der Donaudämme benötigt wurde, kam das römische Kastell aus dem 4. Jh. zum Vorschein. Die archäologischen Ausgrabungen legten nach und nach eine Zivilsiedlung, Gräberfelder und villae rusticae frei, wodurch vier Bauphasen von Gerulata definiert werden konnten.

Ein Reduktionskastell im nördlichen Eck des ursprünglichen Kastells, das sich heute auf dem Gelände des Museums der Stadt Bratislava befindet, stellt die vierte und letzte Bauphase dar. Diese steinerne Anlage mit den Maßen 29 × 30 m hat einen teilweise erhaltenen Innenboden. Der Befestigungsbau bestand aus zwölf massiven Säulen, die einen Hof bildeten, in dessen Mitte sich der Brunnen befand. Für den Bau wurden auch Spolien (Steinelemente älterer Bauten) verwendet, die im Lapidarium des Museums ausgestellt sind.

In der Nähe des Kastells befindet sich eine Zivilsiedlung (vicus). Vor dem Nordwesttor des Kastells (heute Irkutská Straße), in der Nähe der Via Carnuntina, der Zufahrtsstraße nach Carnuntum, wurden gemauerte Gebäude für die wohlhabendsten Bewohner ausgegraben. Die Steinfundamente von Gebäuden, Siedlungsgruben, ein Skelettgrab, Katastrophenhorizonte, Spuren römischer Bedachung sowie weitere Bauhorizonte zeugen von mehreren Bauphasen im vicus. Das wichtigste Gebäude ist das Haus mit Fußbodenheizung (hypocaustum), das auf das letzte Drittel des 3. und den Beginn des 4. Jhs., also in die 3. Bauphase von Gerulata fällt. Es ist das einzige in der Slowakei erhaltene Exemplar dieser Art und wurde über einem älteren aus ungebrannten Ziegeln errichtet.